...In den anderen Parterrelogen aber hatten sich fast überall die weißen Gottheiten, die diese düsteren Grotten bewohnten, in die Nähe der dunklen Rückwand geflüchtet und blieben unsichtbar. Doch mit dem Fortschreiten der Handlung auf der Bühne lösten sich weich Gestalten mit menschlichen Umrissen aus den Tiefen des Dunkels ab, vor denen sie flächig erschienen; sie tauchten, wenn sie sich weiter nach vorn ins Licht hoben, mit halbnackten Körpern senkrecht empor bis zu der im Halbdunkel liegenden Oberfläche, an der ihre Gesichter hinter dem heiteren leichten Rieseln und Schäumen der Straußenfederfächer und dem von Perlen durchflochtenen dunkeln Violetton der Haarfrisuren aufschimmerten, die sich unter dem Wogenschlag einer Flut geneigt zu haben schienen; dann folgten die Orchesterfauteuils, der Sitz der Sterblichen, ewig unüberbrückbar von dem dunkeldurchscheinenden Reich geschieden, dessen Grenzlinie immer wieder mit ihrer durchsichtigen, glatten Oberfläche die klaren, von Lichtreflexen glitzernden Augen der Wassergöttinnen bezeichneten. Denn die Klappsitze der Uferregion, die Gestalten der Meeresungeheuer im Orchester bildeten sich in diesen Augen einzig nach den Gesetzen der Optik und dem jeweiligen Einfallswinkel ab, wie es uns mit jenen Bestandteilen der äußeren Welt zu gehen pflegt, denen wir in dem Bewußtsein, daß sie nicht einmal in primitivster Form eine der unseren gleichgebildete Seele besitzen, kein Lächeln und keinen Blick schenken könnten, ohne an unserem Verstand zu zweifeln: den Mineralien und Leuten, zu denen wir keine Beziehung haben. Diesseits dieser Linie hingegen wendeten die strahlenden Meerjungfrauen sich jeden Augenblick lächelnd zu bärtigen Tritonen um, die an Felsvorsprüngen über der Tiefe hingen, oder zu irgendeinem Halbgott der Gewässer, dessen Hirnschale aus einem polierten Uferkiesel, auf den die Flut eine glatte Alge angespült hatte, und dessen Blick aus einer runden Scheibe aus Bergkristall bestand. Sie drehten sich nach ihnen um und boten ihnen Pralines an; manchmal teilte sich die Flut vor einer neuen Nereide, die verspätet, lächelnd und verwirrt aus dem Dunkel hervorwuchs; war dann der Akt zu Ende und kein Melodiengeraune, wie es sie zuvor aus den Tiefen herauf gelockt, vom Festland mehr zu erwarten, tauchten alle mit einem Schlage zurück; die verschieden gearteten Schwestern versanken wieder in die Nacht ihres Elements. Aber unter all den Schlupfwinkeln, auf deren Schwelle die spielerische Neugier gegenüber dem Menschenwerk diese unnahbaren Göttinnen lockte, war die berühmteste jene halbdunkle Grotte, die unter dem Namen ‚Loge der Prinzessin von Guermantes’ bekannt war. ......

Aus: Marcel PROUST: „Auf der Suche nach der Verlorenen Zeit“, Deutsch von Eva Rechel-Mertens, Erste Auflage der Ausgabe in 10 Bänden 1979 Suhrkamp, Frankfurt, 1955, Die Welt der Guermantes, Erster Teil, Seite 1297ff

....vier sind im mittleren Bereich des Arrangements gruppiert, ... ihre jeweilige Identität ist ungewiß, aber mehrdeutig, es sind Vasen oder Lebewesen, Blütenteile oder Folterinstrumente, Einzeller oder Wurfgeschoße, Granaten oder Kreaturen, Amöben oder Rüsseltierchen, Obst oder Gemüse, Früchte oder Früchtchen. .... (Sigrid Hauser 2005)

... Appropriation und Verwandlung, Übersetzung und ironisch-poetische Verfremdung sind geeignete Begriffe sein Werk zu charakterisieren. Tusch geht von den bis in römische Zeiten zurückreichenden Zierelementen aus und überträgt sie ins Dreidimensionale wobei er sie einer doppelten Veränderung unterwirft. Er steigert den erotischen Gehalt mancher Formen (bis ins sexuelle) und verstärkt den Körperbezug durch raffinierte Oberflächen. Die Transformierung in das Material der glasierten Keramik mit ihren Körper- und Hauteffekten gibt den Blättern, Blüten, Stengeln und Samen etwas Laszives, wobei wir Glieder, Schwellformen und andere Körperteile assoziieren ... (Peter Weiermair 2001)